Heruntergekommener Bahnhof

Er schnaubte.
"Und was?"

"Ich denke so gut wie alles. Es würde zu lang dauern um dir alles zu erzählen, Kaeru. Ich weiß, was ich wissen muss."

"Du weißt aber nicht, ob sie dir wirklich die Wahrheit erzählt hat. Sie ist der Feind. Und wenn du noch länger bei ihr bleibst, wird sie dir in den Rücken fallen, dich benutzen und entweder dich töten oder die, die du irgendwann einmal liebst."

"Sie sagt ihr seid der Feind...aber ganz ehrlich? Ich hasse euch alle, von daher gibt es keinen Feind für mich. Ich halte mich aus eurem Streit heraus."
Er warf seinen Kaffeebecher weg.
"Kaufst du mir noch einen?"

"Raushalten ist gut.", erwiderte Kaeru ruhig und holte ihm noch einen Kaffee.
Sagte er besser nicht seiner Mama.

Yuu nahm ihm den Becher auch gleich ab.
"Wenn ich wirklich dein Vater bin, dann habe ich dich sicher gelehrt, jedes Geschöpf dieser Erde zu lieben und schützen. Ohne Vorurteile. Sicher ob du deinen Job gut machst?"

Er lächelte etwas.
"Das hast du. Und um ehrlich zu sein versage ich in meiner Aufgabe gerade ziemlich."
Er zog sich auch noch einen Kaffee.
"Aber in den letzten Wochen warst du ziemlich verbittert. Er. Du weißt schon. Ich versteh schon, dass du nicht wirklich er bist."

"Ich kann dir nicht sagen ob ich er bin, weil ich ihn nie erlebt habe, sozusagen. Aber ich bin auch froh. Ich muss jemand ganz ganz schlimmes gewesen sein."
Er senkte den Blick.

Stirnrunzeln.
"Das ist nicht wahr. Du...Er...hat sich zwar oft mit Mom gestritten wegen uns Kindern, aber ich verstehe das jetzt. Das Schicksal, das ich jetzt habe, war seines. Es ist nicht leicht, ich verstehe es noch nicht ganz. Aber ich verstehe jetzt, warum er manches so gemacht hat, wie er es gemacht hat. Für mich war er kein schlechter Vater. Er hat nur versucht mich zu retten."

Yuus Augen verengten sich.
"Ich habe deine Schwester umgebracht."

"Das war ein Unfall. Und es hat dich...ihn zerfressen."

"Nein...ich habs sie verbrannt. Ich bin ein Mörder. Ich komm nicht in den Himmel."

"Das Feuer war ein Unfall. Neo war nicht dabei. Sie weiß nicht, was passiert ist. Aber wenn du wirklich wissen willst, was passiert ist, musst du Mom fragen."

"Die lügt mich nur an."

"Wird sie nicht."

"Hat sie doch schon!"

"Um dich zu schützen, ja. Aber Neo hat es zerstört."

"Besser als eine Lüge zu leben. Jetzt weiß ich zumindest, dass ich keine Familie haben darf, weil ich ihr schade. So mache ich den Fehler nicht nochmal."

Er runzelte die Stirn.
"Das ist nicht wahr. Es ging nicht anders, wegen deinem Erbe. Aber davon bist du jetzt befreit. Das ist jetzt mein Los."
Kaeru lächelte ihn an.
"Du dachtest immer, dass für all das, was wir durchmachen müssen, belohnt werden. Und am Ende hast du diesen Glauben verloren. Aber man hat dir ein neues Leben geschenkt. Als Mensch."

"Dass ist kein neues Leben."
Er ballte die Hände zu Fäusten.
"Dass ist ein Albtraum."

"Deshalb haben wir es dir ja nicht gesagt."

"Das war kein Stück besser!"

"Doch. War es."
Er nippte an seinem Kaffee.
"Aber du warst keine schreckliche Person und auch kein schlechter Vater. Das stimmt nicht."

"Doch es stimmt."
Damit drehte er sich weg.
Tank in einem Eck seinen Kaffee.

Grinsen.
"Das kannst du nicht wissen und Neo kann es auch nicht wissen."

"Wer seine Kinder killt ist kein guter Vater."

"Es war ein Unfall. Das Feuer war nicht einmal an sie gerichtet. Die Wut galt Mom."

"Oh, dann bin ich also auch noch der Kerl, der seine Frau umbringen wollte. Schön."
Er drehte Kaeru den Rücken zu.

"Wolltest du nicht. Du hättest ihr nie weh getan."
Absichtlich.

Yuu hörte ihm nicht mehr zu.
Starrte an die Wand.