Heruntergekommener Bahnhof

Sie ertrug es aber kaum auf seinem verkrampfen Fleisch zu liegen, weil sie wusste, dass dieser Zustand ihre Schuld war.
Genau so schlimm war es, weil es wieder ein so weit zurück liegender Zustand war.
Für den anderen hatte sie so hart gekämpft und ihn in so wenigen Herzschlägen zerstörrt.
Sei rollte sich von ihm und legte sich lieber an seine Rippen.

Er ließ sie gewährend, auch wenn ihm das Herz schwer zu werden schien.
Aber deine Anwesenheit ließ ihn langsam ruhiger werden. Ganz langsam.

Um so ruhiger er wurde um so mehr steigerte sie sich in die Situation.
Weiber...

Sei...
Er döste irgendwann wieder ein und nach drei, vier Stunden waren seine Muskeln wieder vollkommen entspannt.

Sei ließ auch die ganze Zeit nicht die Augen von seinem Schulter-Nacken-Bereich.
Als er eingeschlafen war, deckte sie ihn auch und zog ihm seine Schuhe aus.
Dann ging es mit einem letzten ängstlichen Blick ins Bad.
Finger in den Hals. Half bestimmt.

Alles war gut, Sei.
Er hatte sich wieder abgeregt. Alles in Ordnung.
Mann schlief allerdings tief und fest, nachdem er sich wieder entkrampft hatte.

Nichts war im Ordnung.
Die gute Sei kotzte bis auf die Galle. Dann ging nichts mehr.
Schlecht ging es ihr trotzdem noch.

Ach Sei...

Wie gesagt: Er hätte nicht gehen sollen.
Mami und Papi waren kaputt und das verstörte Töchterchen auch niht mehr weit weg. Wunderbar.

Sie hätte es ihm aber auch nicht sagen müssen.
Vor wenigen Stunden waren sie sich noch so nah gewesen und jetzt...
Sei schottete sich ab und Cade war vorsichtig mit dem, was er tat.
Nicht, dass sie noch Angst vor ihm bekam...

Sie glaubte dich schon verloren zu haben, Cade.
Das war das Problem. Sie hatte Angst vor dir. Angst dass du einfach gingst oder das es sich niemals wieder besser könnte.

Übertreib nicht so. Er war immerhin wieder zu dir zurückgekehrt.
Sobald er wach wurde rief er erst einmal Cain an, bevor er nach Sei suchte.

War er...aber wie lange? Bis sie in das nächste Fettnäpfchen trat?
Er musste nicht nach ihr suchen, sie saß im Türrahem, dem Kopf auf die Knie gebettet.
Damit er sich nicht einfach davon stehlen konnte.

Cade nahm sie hoch und setzte sich mit ihr wieder auf das Bett, strich ihr über den Kopf.
"Jetzt beruhige dich doch endlich, Sei..."

"Verlass mich bitte nicht!"

"Das werde ich nich, hab keine Angst.", versuchte er sie weiterhin zu beruhigen.
"Ich bleibe bei dir, egal, was passiert."

"Körper ich ja...aber...immer wenn du wirklich da bist und ich dich fast schon berühren kann, mach ich etwas falsch und du bist weg. Immer und immer wieder!"

Er drückte sie wieder an sich.
"Das ist nicht deine Schuld, Sei. Du hast nichts falsch gemacht. Es ist meine. Ganz allein meine, ja?"

"Nein! Du kannst nichts dafür!"
Sein Gesicht wurde in die Hände genommen.
"Nichts."

"Doch. Ich hätte damals gar nicht erst auf dich eingehen sollen."
Er schwieg einen Moment. Musterte sie.
"Aber irgendwie kann ich es nicht bereuen. Verzeih mir."

"Ich bin glücklich darüber...ich weiß das man Platz hier bei dir ist..."

Und da war es.
Ein kleiner Funken, der kurz in den Augen des Dämons aufblitzte, ehe er sie anlächelte.

Sie schaffte es noch nicht, zurück zu lächeln, aber dückte sich an ihn.

Musst sie nicht, er zog sie am Nacken zu sich und küsste sie.
Seine Sei. Seins. Seins ganz allein.

Ja, seins.
Sie erwiderte auch den Kuss nach kurzem Zögern. Wie gut das sie sich die Zähne geputz hatte.

Ach Sei...jetzt sei doch nicht so zögerlich!
Der Kuss hielt nur kurz an.
"Und du bist dir auch ganz sicher, dass du das hier willst?", fragte er sie leise.

Als Anwort hielt sie ihm die Hand mit dem Ring vor die Nase, so wie er vor einigen Monaten.
Das 'Ja' War ernst gemeint gewesen.

Cade nahm ihre Hand und küsste ihren Handrücken.
"Gibt es noch etwas, was du wissen willst? Frag es lieber jetzt, bevor du wieder Cain fragst..."

Wieder zögern, lange, doch dann nickte sie.
Ob er das wirklich ernst meinte? Ob sie einfach fragen durfte? Einfach so?
"Dieser Verein in dem du warst...der so schlimm ist...konntest du da einfach austreten? Haben die nie nach dir gesucht? Cain meinre du und dein Vater...ihr wart da Anführer."
Das hatte nicht ganz verstanden.

"Es ist kein Verein. Es ist ein Clan. Ein Zusammenschluss. Ähnlich, wie eine Familie, doch ein bisschen anders... Und ja, Sei. Sie haben nach mir und Raiko gesucht. Lange. Und ich habe lange gebraucht, um sie abzuschütteln."
Er sah sie fest an.
"Sag Raiko nichts davon. Sie weiß es nicht. Ich hatte es zwar Yuu erzählt, damit er auf sie aufpassen kann, aber wer weiß, was sie sonst anstellt."