Heruntergekommener Bahnhof

Sie schenkte ihm ein Lächeln.
"Natürlich. Alles gut... Ich hab nur etwas überreagiert."
Ja...jetzt, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte bemerkte sie das.
Jedoch verspannte sie sich leicht, als ihr der metallene Geruch von Blut in die Nase kroch und sie unwillkürlich die Nase rümpfen ließ.
Automatisch erwartete sie das stechende Brennen unter der Haut, war aber nicht sonderlich überrascht, als es ausblieb.
Sie war frei von ihnen. Endgültig.
Und plötzlich hatte die Succubus Mitleid mit dem Mädchen, schob sich an Yuu vorbei und zog Joel strafend am Ohr.
"Hör auf, so arrogant zu sein!", motzte sie ihn an.
Fast im selben Moment hörte man das Schloss in der Tür klicken und Cain trat ein - und versaute Raiko sofort die Laune.
"Du bist so ein Arschloch, Cain.", wurde ihm sofort spitz kundgetan, während sie wütend den riesigen Becher Erdbeereis betrachtete und Joel immernoch am Ohr zog, wenn der sich nicht schon längst wieder losgerissen hatte.

Ein süffisantes Grinsen umspielte seine Lippen und er sah zu ihr hoch.
"Du kannst es ja testen."

Fauchend machte er sich von Raiko los und strahlte dann Cain an.
"Alter Mann!"
Er beeilte sich zu ihm zu kommen, als wäre er wie ausgewechstelt.
"Du lebst noch!"
Ja, er freute sich wirklich.
Yuu hingegen ging zu dem Mädchen.
"Wehe du beisst mich oder so", meinte er und nahm sie hoch.
"Raiko? Hilfst du mir? Sie blutet."

Kurz erstarrte sie und nur Gott wusste, was sich in ihrem Kopf abspielte, dann legte sie die Lippen auf die Cades.
Ihre Finger fanden den Weg in seinen Nacken und krallten sich von dort aus in seine Haare.

Mai war einen Moment lang abgelenkt von der Szene die sich ihr darbot. Wie ausgewechselt wirkte der Junge, als er den Mann begrüßte der nun das Wohnzimmer betreten hatte.
Es wirkte falsch, geradezu absurd auf sie wie er sich freute und dieses Gefühl auch seine Aura durchdrang, so als wäre es echt. Einen Moment lang kam ihr der Gedanke dass er tatsächlich Freude fühlte und zugleich überfiel sie grenzenloser Ekel vor diesem Wesen.
Ein flaches, heißeres Knurren entwich ihr, als sich der Mann der sie eben angegriffen hatte sich ihr erneut näherte. Sie rechnete mit einem weiteren Schlag und bemühte sich ihr Gleichgewicht zu wahren als sie nach hinten auswich. Bei dieser Bewegung tanzten Sterne vor ihren Augen, als der Schmerz zwischen ihren Schulterblättern übermächtig wurde und ihr war als protestierte jeder einzelne Knochen in ihrem Körper gegen ihr Ausweichen. Mai holte tief Luft, starrte ihrem Gegenüber in die Augen und begriff nicht so Recht was sie sah. Seine Aura war gemischt, einerseits mit Aufrichtigkeit in dem was er zu tun vorhatte, aber andererseits noch mit der Selben Aggression die sie eben schon zu spüren bekommen hatte.

Wenn Raikos Laune eben noch in den Keller gesunken war, dann war sie jetzt eisig.
Natürlich wusste sie, wie kindisch und übertrieben es war, gerade jetzt einen Anflug Eifersucht zu verspüren, während Yuu das Mädchen nur hochnahm und es auch noch verletzt war, aber dennoch...sie konnte nicht anders.
Barsch schlug sie sich einmal die Hände an beide Wangen, versuchte so wieder Klarheit in ihr Gedankenchaos zu bringen und nickte dann ernst.
"Ich weiß. Bring sie ins Bad."
Cain allerdings verzog das Gesicht.
"Ich heiß nicht alter Mann, sondern Cain, du gemixter Frosch."
Er ging in die Küche und holte sich einen Löffel - immerhin war jetzt Eiszeit.
"Und natürlich leb ich noch. So alt bin ich auch noch nicht! Yuu ist viel älter!", schimpfte er, zog diese Tirade unendlich weiter und löffelte das Eis.

Was für ein gutes Mädchen.
Er grinste leicht und leckte ihr über die Lippen.
Hm...vielleicht sollte er die Tür abschließen...neeeeein!

Yuu griff einfach beherz zu und nahm sie hoch.
"Hör auf mich anzuknurren", meinte er nebenbei, als er sie ins Bad trug.
Dort wurde sie auf dem Waschbeckenschränkchen abgesetzt.
"Zieh dich aus und lass mich mal die Wunde sehen."
Joel folgte derweilen Cain.
"Mom hat gesagt ich soll du dir gehen."
Er wurde erwartungsvoll angesehen.
"Heißt dass sie komm jetzt wieder?"

Sie öffnete diese und gewährte ihm dieses Mal freiwillig Einlass.
Ein seufzten entfuhr ihr.
Es fühlte sich so richtig an, anders als vorhin. Als wäre es immer so gewesen.
Die Tür...nun ja...Sei konnte sehr laut werden, Cade...

"Hat sie das.", meinte Cain unbeteiligt und schob sich noch einen Löffel Eis in den Mund.
"Nö. Kommt sie nicht."
Och Cain...du warst so kaltherzig!

Ach was...man würde sie schon nicht bemerken.
Und wenn doch jemand hereinkam...wofür gab es Vorhänge um die Betten herum?
Cade gab nun jedoch ein leises Knurren von sich und schnappte ihr leicht in die Unterlippe, bevor er sich zurücklehnte.
"Du solltest gehen, Kleines.", murmelte er und schloss die Augen.
Bevor er sie gleich noch wirklich flachlegte.

Leicht zweifelnd sah er ihn an.
"Dann muss ich ja für immer bei dir bleiben...Ich hoffe du hast ein großes Bett. Der Sklave muss auch noch hinein passen."

Verwirrt sah sie ihn an.
"Äh...ich..."
Sie drehte sich schnell um und verschwand aus dem Raum.

"Vergiss es.", meinte er und drehte Joel den Rücken zu.
"Mein Bett hat nur für einen platz. Und der bist nicht du."

Seufzend griff der Incubus wieder nach der Flasche.
Was für eine scheiße.

"Und wo sollen der Sklave und ich dann schlafen?", fragte er.
"Mom hat gesagt du kümmerst dich um mich."

Sei beeilte sich nach Hause zu kommen.
Morgen nach dem Unterricht würde sie Cade jdoch wieder auflauern.

"Hängt euch von mir aus an die Decke."
Das Eis wurde wieder weggepackt und Cain beschloss, duschen zu gehen - seine Kleidung auf dem Weg dorthin schön verstreuend.

Ohje...der arme Cade...bei dem staute sich dank Sei aber gewaltig was an...

"Okay, wir nehmen dein Bett."
Joel drehte sich um und machte sich auf die Suche nach Cains Bett.

Sie winkte ihn mit sich in eines der Abstellzimmer, in denen sie so viel Zeit verbracht hatte.
"Kommen Sie."

Nein, würde er nicht tun.
Die Zimmertür hatte Cain nämlich vorsorglich abgeschlossen und den Schlüssel immer bei sich und nein, Joel kam auch nicht ohne weiteres an ihn heran.
Er war ja nicht bescheuert! In seinem Bett schlief nur Rees! Nur und fertig!

Er warf ihr einen misstrauischen Blick zu, schaute sich kurz um und folgte ihr dann.
Das Mädchen war lebensmüde, oder?

Das hielt Jeol nicht auf.
Wenn Cain fertig war mit duschen, würde Shinu schon lange schlafen.
Die Tür in kleine Stücke zerschlagen.
Cain, er war immernoch ein Gott.

Schon drückte sie Cade gegen die geschlossene Tür und legte ihre Lippen auf die Seinen.
"Cade", hauchte sie in den Kuss hinein.
In dieser Nacht hatten ihr fremde Bilder jeden ihrer Träume besetzt und in jedem war er.

Und wurde auch, sobald Cain aus der Dusche kam, mit einem wütenden Knurren hinausbefördert.
Hätte ja sein können, dass Pan ihm etwas Anstand beigebracht hätte...


Oh? Nicht mehr Mr. Hiyoshi?
Der Schwarzhaarige zog nur amüsiert eine Augenbraue nach oben und schlang ihr einen Arm und die Taille, verschaffte sich ungefragt Einlass und legte ihr die Freie in den Nacken.

Mai schien langsam zurück zu kehren aus ihrer Starre. Sie spürte nur den dumpfen Schmerz in ihrem Rücken der sich fächerartig pulsierend ausdehnte. Die Wunde musste nicht ohne sein, jedoch auch nicht weiter lebensgefährlich. Sie lehnte sich gegen die kühle Wand und schloss die Augen, wohl wissend dass sie auf die Hilfe des Mannes angewiesen war. Trotzdem zögerte sie, sich auszuziehen. Ein bisschen Stolz hatte sie alle Mal noch. Schließlich überwogen die Schmerzen, und Mai zog sich das dünne schwarze Shirt vom Kopf und tastete vorsichtig mit den Fingerspitzen nach ihrem Rücken. Sie konnte die Wunde nicht ertasten, dazu kam noch ein stechender Schmerz bei jeder Bewegung und so ließ sie es bleiben. Halb lauschte sie der Unterhaltung der Beiden, halb driftete Mai in eine Art Dämmerzustand. Nur wenn der Junge sie wieder so abfällig als Sklavin bezeichnete, stieg Wut in ihr auf. Sie hasste es noch immer wie die Pest.

Kurz warf die Succubus einen Blick nach draußen, hoffte, dass Cain sich benehmen würde.
Cain, dessen Gesundheitszustand sich enorm verbessert hatte.
Cain, der sich in den letzten Monaten immer mehr wie sein Vater benommen hatte.
Und sein Vater schien sich ab und zu wie sein Sohn zu benehmen.
Unheimliche Welt...
Eine Bewegung in ihrem Sichtfeld steuerte ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Mädchen.
Auf das sich ausziehende Mädchen.
Wieder rief sie sich verärgert zur Ordnung, erinnerte sich daran, dass dieses Mädchen verletzt war und das nur die Hormone waren, die da mit ihr durchgingen, aber sie wusste ganz genau, dass dieses nagende Gefühl normal war, dass nur der Drang, es hinauszulassen etwas war, was das hiflose Ding in ihr hervorrief.
Seufzend fuhr sie sich mit der Hand über die Stirn.
"Was soll ich dir holen?", fragte sie Yuu schließlich leise.
Oh, und die Tatsache, dass die Kleine für eine vierzehnjährige schon einen hübschen Körper hatte, sie selbst dagegen schwanger war, trug auch nicht gerade zum besseren bei.

Er schob sie ein wenig nach vorne, um sich die Wunde zu besehen, bevor er sich kurz an Raiko wandte.
"Holst du Verbände und ein Desinfektionsmittel?", fragte er sie, "Und ich denke, es wäre, besser, wenn du ihre Wunde verbindest..."

Cain wurde heftig angeflucht.
Was für ein Arschloch!
Lange würde Cain nicht mehr warten müssen.


Seikeuchte auf und fuhr mit den Händen unter sein Oberteil.
Befühlte die weiche warme Haut unter ihren Fingern.
Wie sie es genoss von ihm berührt zu werden...

Sollte er fluchen, dass war SEIN Bett!
Er schnaubte nur.
Ja, drei Jahre...konnten lang sein.

Cade grinste nur.
Dummes Mädchen...
"Sei.", rief er sie dann jedoch zur Ordnung und spielte somit den Spielverderber.
"Es ist gut jetzt, oder du wirst es bereuen."

"Wo sollen wir dann schlafen? Hast du nicht noch ein Bett?"
Er stellte sich vor ihn.
Cain, du solltest wissen das Rees nie wirklich weg von dir war.

Bittend sah sie ihn an.
"Ich werde es keinem Erzählen...aber...jede nach sehe ich ihr Gesicht...höre mich ihren Namen rufen. Bilder die meine Augen nie gesehen haben tanzen in jeder meiner Träume seit sie an dieser Schule sind."

"Schlaf auf dem Sofa und frag morgen Raiko. Oder legt dich in deren Bett", brummelte er.
Ha! Da würde er auch rausgeworfen werden!

"Darum geht es nicht."
Cade seufzte leicht und nahm die Hand aus ihrem Nacken, ließ den Arm aber immernoch um ihre Taille.
"Versuch nicht zu verstehen, was du träumst. Tu dir selbst den Gefallen."

Der Schmerz benebelte das Mädchen langsam und so leistete sie kaum Widerstand, als nun auch die Frau hinzukam. Es sah nicht so aus als würden sie ihr noch einmal Leid zufügen, zumindest für den Moment. Also schloss Mai einfach die Augen und biss die Zähne zusammen. Sicher... besser tat es mit einem Stückchen Lippe dazwischen.

Joel berühte Cain einfach an der Hand und ging dann nach Unten. Cain bekam nun alle Bilder der Hinrichtung zu sehen, die auch Joel gesehen hatte.

Mit einem Mal legte sie den Kopf auf seine Brust.
"Ich kann es nicht ignorieren. Die Narben brennen so. Was weißt du? Sag es mir!"

Raiko nickte leicht und suchte das gewünschte zusammen, beobachtete Yuu dabei, wie er die Wunde säuberte und desinfizierte und sie dann umdrehte.
Sie musste sich ein leichtes Grinsen verbeißen und trat näher an das Mädchen heran, um ihr den Brustkorb zu bandagieren.
Stillschweigend, immernoch mit diesem nagenden Gefühl in der Brust, bevor sie schlussendlich von ihr abbließ.
"Fertig.", meinte sie ruhig und drehte sich dann um, um aus dem Bad zu gehen.

Mit einem Fauchen stolperte Cain ein paar Schritte zurück, knallte gegen die Wand und rutschte knurrend an ihr herunter.
Dieses Biest! Dieses kleine Biest!
Ein hoher Klagelaut kam aus der Kehle des Incubus, dessen Gebiss sich eindeutig vergrößert hatte.
Dunkelgrüne Schuppen zogen sich von seinem linken Auge hinunter über seine linke Gesichtshälfte, während sein Fauchen und Knurren zwischen den Lauten immer lauter, immer drohender wurde.
Nein, das war zuviel für Cain. Viel zu viel.
Und dann war die Diashow vorbei, Cain vollständig mit den harten Schuppen bedeckt, seine Pupillen in den leeren Augen hatten sich zu schlitzen zusammengezogen und seine Nackenhäärchen hatten sich augestellt.
Das einzige, was ihn noch in dieser Gestalt hielt, war die Gewissheit, dass er weder Yuu noch Raiko dieses Haus zerstören wollte.

Zögernd hob er die Hand, wollte ihr über den Hinterkopf streichen, ließ sie aber wieder sinken, blieb bewegungslos.
"Nein."

Viele Finger berührten ihren geschundenen Körper, nicht grob sondern vorsichtig. Als wäre sie zerbrechlich. Ein seltsames Gefühl für Mai, die sonst nur die groben Griffe beim Kampftraining kannte oder ähnliche Berührungen.
Tatsächlich gelang es ihr, sich etwas zu entspannen und sich langsam umständlich ihr Shirt wieder über den Verband zu streifen. Es spannte nun fast zu stark über ihrer Oberweite, doch war es allemal besser als nackt herum zu laufen. Sie rutschte von ihrem Platz herunter, verharrte unschlüssig, ehe sie der Frau langsam zurück ins Wohnzimmer folgte.
Wieder schweifte ihr Blick mit einer gewissen Unruhe über die Szenerie, doch wagte Mai sich diesmal langsam tiefer in den Raum.

Tja, da hatte sie ja noch etwas mit der Raiko von damals gemeinsam.
Vielleicht verstanden die beiden sich doch irgendwann mal...wenn Raiko sich selbst wieder in den Griff bekam...
Raiko selbst hatte sich im Wohnzimmer auf dem Sofa niedergelassen, die Beine ebenfalls auf das Sofa gezogen und die Augen müde geschlossen.
Dass Mai ihr gefolgt war, hatte sie weder gemerkt noch erwartet, aber vielleicht sollte sie sich gleich hinlegen...jetzt, wo der Kleine in ihrem Bauch mal ruhe gab.

Mai tat es der schwarzhaarigen Frau gleich und ließ sich auf einer der Sitzgelegenheiten nieder. Wenn sie schon einen Augenblick Ruhe haben konnte, so sollte sie diesen vielleicht aus nutzen. Danach war Mai allemal, die Wunde brannte, sie fühlte sich ausgezehrt von der langen Nacht und die vielen Ereignisse die sich überschlagen hatten, hatten ihren Adrenalinspiegel ziemlich gebeutelt.
Mai zog die Knie an, schlang ihre Arme darum und legte den Kopf darauf. Diese Position war halbwegs angenehm und von den Schmerzen her erträglich. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf ihre Atmung. Langsam entspannte sie sich wieder und sank in eine Art Halbschlaf.

Das tat Raiko allerdings nicht gut und sie öffnete erschrocken wieder die Augen.
Schlafen, solange das Mädchen mit ihr allein in einem Raum war?!
Nie im Leben!
Dazu war ihr Misstrauen zu eingefleischt.
Also stand sie wieder auf, ging in die Küche und kam schließlich wieder unruhig ins Wohnzimmer.

Mai bemerkte nur noch halb dass sich die Frau erhob und unruhig schien. Es war ihr relativ egal. Großartig körperlich wehren konnte sie sich ja sowieso nicht und immerhin war die Frau schwanger. Es bestand also zumindest im Moment für Mai kein all zu großes Risiko.
Sie ließ die Augen geschlossen und hing ihren Gedanken nach.

Oh, die Schwangerschaft würde Raiko aber keinesfalls daran hindern, sich ein Messer aus der Küche zuzulegen und der Kleinen die Kehle durchzuschneiden.
Konnte man ihr durchaus zutrauen...aber Raiko wollte keinen Ärger mit Yuu und so tigerte sie nur ihre Runden durchs Haus und sah auch kurz nach Cain, nur um mit einem lauten, schon nicht mehr drohend nennbaren Knurren begrüßt zu werden und dann Bekanntschaft mit der Wand zu machen.